Es war ein beeindruckendes Zeichen, das die Fans des FC Bayern München beim Spiel gegen Juventus Turin gestern Abend in die Fußballwelt hinausschickten: Weil Ehrenpräsident Franz Beckenbauer am Nachmittag seinen endgültigen Rücktritt als TV-Experte verkündet hatte, schwiegen die Bayern-Anhänger respektvoll während der gesamten 120 Minuten.
Es geht auch leise: Wegen Beckenbauers Rücktritt blieb der „Hexenkessel“ Allianz Arena am Mittwochabend stumm.
Nahezu alle 70.000 Zuschauer beteiligten sich bis zur 73. Minute am sensiblen Stimmungsverzicht.
Auch danach waren nur vereinzelt störende Klatscher oder Anfeuerungsrufe – meist von unverbesserlichen Juventus-Fans – zu hören. Selbst viele VIP-Gäste verharrten aus Respekt gegenüber dem „Kaiser“ weite Strecken des Spiels leise schmatzend am Buffet.
„Ich bin stolz auf unserer Zuschauer. Sie haben Fingerspitzengefühl bewiesen und gezeigt, dass in der Allianz Arena nicht immer ohrenbetäubende 29 Dezibel herrschen müssen“, sagte FCB-Sportvorstand Matthias Sammer.
Erst ein Patzer der Stadionregie zerstörte nach Abpfiff die andächtige Atmosphäre. Plötzlich ertönte „Humba, Humba, Tätärä“ aus den Stadionboxen.
Doch die meisten Bayern-Fans blieben zum Glück standhaft und ließen sich nicht von dem primitiven Stimmungsschlager mitreißen. Während der kommenden Heimspiele wollen sie ihr respektvolles Schweigen fortsetzen.