Ein Softwarefehler in der Stadiontechnik hat den jahrzehntelangen Mythos um die Dortmunder Südtribüne als Fußballmärchen entlarvt: Plötzliches „Gestöhne“ aus den Stadion-Boxen ließ den Schwindel im Spiel gegen Zenit St. Petersburg auffliegen. Zehntausende Fans? Fehlanzeige. In Wahrheit ist die Kult-Kurve nur eine gigantische Papp-Kulisse.
Täuschend echte Attrappe: Die Fake-Kulisse der BVB-Südtribüne.
Mit den Enthüllungen konfrontiert gesteht man bei Borussia Dortmund den Schwindel ein: „Ja, es stimmt, bei uns stehen nur 15 Studenten, die mit einer großen, bunten Folie wedeln“, erklärt der Pressesprecher zerknirscht. „Sie müssen sich das vorstellen wie das Meer bei der Augsburger Puppenkiste.“
Abgerundet werde die vermeintlich „einzigartige Atmosphäre“ mit ein paar Boxen und Verstärkern vom Stadtteil-Flohmarkt in Brackel. Es sei aber nicht so laut, wie es im Fernsehen häufig rüberkomme – und auch die Lieder sind nicht hausgemacht. „Wir bezahlen einen Schalke-Fanklub dafür, dass Sie uns ein paar Sprechchöre aufs Band grölen. In Dortmund gibt es kaum Leute, die so etwas noch können.“
Für größere Partien in der Bundesliga und der Champions League engagiert der Klub meist ein paar Jungs von der Filmhochschule, die dann eine „Choreo“ in die Kurve projizieren.
Auch die sorgsam inszenierten Ausraster von Jürgen Klopp sind nichts als eine Verzweiflungstat: „Wenn ich nicht manchmal den Animateur machen würde, dann wäre hier gar nix los“, so der BVB-Trainer.
Die DFL sowie die meisten Journalisten sind in die Publikums-Misere eingeweiht – und schweigen.
Inzwischen finden bei Heimspielen von Borussia Dortmund maximal 5000 Zuschauer den Weg ins Stadion, die meisten davon Gäste-Fans. Daher gibt es die bewährten Plastik-Kulissen jetzt auch für die West-, Nord- und Osttribüne. Man weiß sich einfach nicht anders zu helfen beim BVB.
Wenn sie in Dortmund einen Wunsch frei hätten, dann diesen: „Eine echte Atmosphäre wie in der Allianz Arena – das wäre unser Traum!“