Deutsche Stadiongemütlichkeit soll UNESCO-Weltkulturerbe werden

Wir alle lieben diese Bilder: Wehende Fahnen, gleißende Bengalo-Feuer, Rauchschwaden – und darin ausgelassene junge Männer, die mit hassverzerrten Gesichtern „Fick dich, DFB“ trällern. Egal, ob jung oder alt, die pittoreske Fußballfolklore hierzulande ist den Menschen über Generationen ans Herz gewachsen.

Die pittoreske Fußballfolklore hierzulande ist den Menschen über Generationen ans Herz gewachsen. (Bild: imago)

Die pittoreske Fußballfolklore hierzulande ist den Menschen über Generationen ans Herz gewachsen. (Bild: imago)

Doch die deutsche Stadion-Idylle ist ernsthaft in Gefahr: Zunehmend strömen wohlfrisierte Zahnarztfamilien an den Wochenenden zu den Spielstätten. In pastellfarbenen Pullundern und farbenfrohen Sommerkleidern verletzen sie Jahrhunderte alte Fan-Codes.

Immer häufiger sieht man gut gelaunte Mädchengruppen. Albern jubeln sie über Tore „ihrer“ Mannschaft; sofern sie diese nicht verpassen, weil sie gerade darüber diskutieren, wer wohl der „endsüßeste Boy“ im Team ist.

Mangelnde Sachkenntnis und naive Freude wirken wie ein zersetzendes Gift auf die romantische Fanseele.

Um die bedrohte Stadiongemütlichkeit zu retten, wagen DFL, DFB und Ultra-Vertreter nun einen ebenso kreativen wie kühnen Vorstoß: Sie wollen die traditionelle deutsche Inferno-Atmo zum Weltkulturerbe der UNESCO ernennen lassen. Wie den Kölner Dom und die Nürnberger Rostbratwürstchen.

„Pullunder-Snob go home!“

Man rechnet sich gute Chancen aus: „Die Mischung aus kreativen Vermummungen, liebevoll gestalteten Hassplakaten und aufwendig inszenierten Platzsturmaktionen ist in Europa einzigartig“, erklärt Fan-Vertreter Henning Beule stolz.

Dass die deutsche Fan-Kultur ein schützenswertes Gut ist, findet auch der DFB. Präsident Gerhard Alzheimer-Doppelkorn warnt eindringlich: „Soweit wie in England darf es bei uns nicht kommen.“

Darin sind sich alle einig. Zuschauer in Anzug, Fliege und Melone, die Minzpastillen lutschend das Spiel verfolgen und nach einem 8:3-Sieg „not bad, not bad“ murmeln – ein Albtraum.

Um solch ein Horrorszenario zu verhindern, versucht die Deutsche Fußball-Liga nun mit einem neuen „Pyrotechnik-Papier“ gegenzusteuern. „Erlebnis brennendes Stadion“, so heißt das neue Konzept. Untertitel: „Pullunder-Snob go home!“

Darauf drei Salut-Böller!

, , ,